Wildkaninchen

Leben, Vermehrung, Verhalten, Schäden, Überpopulation, Seuchen

Wildkaninchen sind gesellige Tiere. Sie leben in Familienverbänden oder schließen sich zu größeren Kolonien zusammen die über 100 Tiere umfassen können. Zu ihrem Schutz legen sie weit verzweigte Höhlensysteme mit mehreren Ein- und Ausgängen an.

Ein Weibchen kann pro Jahr 4-7 Würfe mit einer normalen Wurfgröße von 4-6 im Einzelfall aber auch bis zu 10 Jungtieren austragen. Insgesamt sind das etwa 20-30 Jungtiere pro Jahr. Bei einem üppigen Nahrungsangebot können es auch doppelt so viele sein. Die Jungtiere sind bereits nach 4-6 Monaten geschlechtsreif und können selbst wieder Nachwuchs aufziehen.

Als reine Pflanzenfresser knabbern sie an frischen Gräsern, Kräutern, Trieben, Knospen und Gemüse. Vor allem im Winter, wenn das Nahrungsangebot gering ist, fressen Kaninchen alles was für Sie verdaulich ist, um nicht zu verhungern. Dazu gehören auch ganze Setzling sowie die Rinde von Bäumen, was die Bäume zum Absterben und Umstürzen bringen kann.

Wenige Kaninchen verursachen meistens keine großen Schäden. Empfindliche Bereiche wie Blumenrabatten oder Gemüsebeete können gut mit Zäunen gesichert werden. Aber große Kaninchenpopulationen auf einem engen Raum stellen auf Dauer ein großes Risiko dar. Die Kaninchenbauten werden größer und tiefer und können Bauwerke, Dämme und Bäume unterhöhlen und schwer beschädigen.

Das Leben vieler Tiere auf engem Raum begünstigt die übertragung von Seuchen und Krankheiten. Bei der bekanntesten Krankheit, der Myxomatose, leiden die Tiere an Tumoren am ganzen Körper sowie einer starken Schwellung der Schleimhäute an den Augen. Dadurch werden sie praktisch blind und völlig hilflos und verenden meistens qualvoll. Die in den letzten Jahren vermehrt auftretende Chinaseuche führt nach 1-2 Tagen mit inneren Blutungen, Krämpfen und Atemnot zu einem qualvollen Tod und rottet ganze Bestände vollständig aus. Eine weitere häufige Krankheit ist die Kokzidose, ein Befall mit Darmparasiten, der ebenfalls zum Tod der Tiere führen kann. Alle diese Krankheiten können auch auf Hauskaninchen übertragen werden und diese ebenfalls töten.

Im Sommer und Herbst finden auch große Gruppen von Kaninchen genügend Nahrung. Im Winter steht jedoch viel weniger Futter zur Verfügung. Daher verhungert in jedem Winter ein großer Teil der Tiere. Kadaver können wiederum Seuchen oder Flöhe übertragen.

Wenn die Gruppe auch noch von anderen Kaninchen abgeschnitten ist (z.B. bei einem eingezäunten Gelände) kann es zusätzlich zu Inzucht und genetisch bedingten Krankheiten kommen.

In einer natürlichen Umwelt mit natürlichen Feinden wie Fuchs und Marder treten diese Probleme nicht auf. Hier erreicht nur ein kleiner Prozentsatz der Jungtiere das Erwachsenenalter. Die meissten Jungtieren werden nicht einmal ein Jahr alt. So wird eine überpopulation vermieden. In abgeschlossenen befriedeten Bereichen muss der Mensch dieses von ihm verursachte Ungleichgewicht dadurch ausgleichen, dass die überzähligen Kaninchen herausgefangen werden. Dabei ist das Ziel nicht, die Kaninchen vollständig aus dem betroffenen Gebiet zu entfernen, sondern die Anzahl so weit zu reduzieren, dass das gesunde Gleichgewicht wiederhergestellt ist.